Maria Schüller
Heilpraktikerin für Psychotherapie

EMDR - Eye Movement Desensitization and Reprocessing

EMDR heißt ins Deutsche übersetzt so viel wie „Desensibilisierung und Wiederaufarbeitung mit Augenbewegungen“. Es ist ein psychotherapeutisches Verfahren, das seit Mitte der 90er Jahre in der Trauma-Therapie eingesetzt wird. Hauptsächlich über Augenbewegungen werden beide Gehirnhälften stimuliert.

So kann das Gehirn alte Erinnerung und Erlebnisse, die nie richtig verarbeitet wurden, erneut erleben und „richtig einsortieren“. Diese Technik basiert auf der Annahme, dass unser Gehirn jeden Tag alle Gedanken und äußeren Eindrücke, auch die von uns nicht bewusst wahrgenommen werden, aufnimmt, verarbeitet und in bestimmte Schubladen räumt.

Bei traumatischen Erlebnissen von Angst oder Hilflosigkeit oder Situationen, die besonders starke Emotionen hervorrufen, schaltet unser Gehirn in einen Überlebensmodus. Eindrücke können nicht mehr richtig verarbeitet und abgelegt werden, sondern bleiben „ungelöst“. Dadurch triggern ähnliche Situationen diese unbearbeiteten Erinnerungen immer wieder.

Durch EMDR werden diese vergangenen Situationen sanft hervorgeholt und das Gehirn erhält die Chance, sie zu verarbeiten und dann richtig abzulegen.

© Markus Schrot

Anwendungsgebiete

EMDR kann nicht nur auf traumatische Erlebnisse angewendet werden, sondern hilft ebenfalls bei alltäglichen Beschwerden. Unter die Anwendungsgebiete fallen belastende Erinnerungen, Traumata, Phobie (z.B. Spinnen), Veränderung unerwünschter Verhaltensweisen, psychosomatische Beschwerden, Schmerzen, Trauer, Sucht, Allergien, Tinnitus, Zwänge, Erschöpfung, Stress, Ängste (Zahnarzt, Spritzen, Prüfung, Auftritt etc.), Wunsch nach Gewichtsverlust, Beziehungsthemen, Berufsthemen, Konflikte und alltägliche Sorgen.

Wie Augen und Gehirn miteinander verknüpft sind

Der Zusammenhang zwischen Augenbewegungen und Gehirnaktivität wurde bereits wissenschaftlich nachgewiesen. Jeder kann dies selbst für sich überprüfen.

Erinnert man sich an den gestrigen Abend und wie man ihn verbracht hat, so wandern die Augen in der Regel dabei nach links, in die Richtung des Erinnerns. Versucht man sich den nächsten Urlaub auszumalen und denkt über die verschiedenen Dinge nach, die man unbedingt erleben möchte, so werden die Augen in der Regel nach rechts wandern, in die Richtung des Erfindens (bei einigen Menschen kann es umgekehrt sein).

Die Stimulierung durch die Links-Rechts-Bewegungen im EMDR gibt dem Gehirn so Möglichkeiten (Richtung des Erfindens), alte Erinnerungen (Richtung des Erinnerns) neu zu strukturieren und abzulegen. Etwas Ähnliches lässt sich vermutlich im REM-Schlaf beobachten, in dem es ebenfalls zu schnellen Augenbewegungen kommt und Erlebnisse verarbeitet werden.

Ablauf

Der Patient konzentriert sich auf ein belastendes Erlebnis, während gleichzeitig seine Augenbewegungen stimuliert werden. So kann das Gehirn die Erfahrung neu interpretieren und endlich ablegen.

Wichtig ist dabei, dass Erlebnis zu erkunden. Was fühlt man dabei, welche Gedanken gehen einem durch den Kopf, welche Reaktionen zeigt der Körper. Ziel ist es, all diese Bestandteile neu zu ordnen. Hilfreich ist ebenfalls, sich vorzustellen, welche neuen Verhaltensmuster, Gefühle oder Gedanken die Alten ablösen sollen.

So setzt das Gehirn das Erlebte in einen anderen Zusammenhang und die Gefühle und Trigger lösen sich auf.

Hinweis

Auch wenn es auf den ersten Blick nach einer schnellen Wunderheilmethode aussieht, so ist es von Klienten zu Klienten unterschiedlich. Wie schnell sich Ergebnisse zeigen, hängt neben der Schwere des Traumas oder der Situation auch von der Persönlichkeit des Klienten, seiner Gesamtsituation und seiner möglichen Vorarbeit ab. Daher kann es bei einigen Menschen sehr schnell zu einer radikalen Verbesserung kommen, während andere mehrere Sitzungen benötigen.